Tips&Tricks 82: Reed-Kontakte für das Faller Car System
Für unsere Faller-Car-Steuerung benötigen wir sehr viele Reed-Kontakte, z.B. um Fahrzeug-Typen zu erkennen.
Wir haben viel vor: wir wollen unterscheiden zwischen
- PKW
- LKW
- Bus
- Baustellen-LKW
- Feuerwehr.
Hierzu wollen wir an den Fahrzeugen an bestimmten Stellen bis zu 3 Magnete anbringen, die von Reed-Kontakten in der
Straße abgetastet werden und so unterschiedliche Funktionen auslösen können.
Nun sind Glasrohrkontakte ausgesprochen empfindlich gegen mechanische Belastungen. Es galt also, eine einfache und
fast unsichtbare Konstruktion zu entwerfen.
Wir nehmen Reed-Kontakte mit den Abmessungen Ø2,0 x 10 mm (Reichelt, KSK 1A87) und kleben diese in
Messingröhrchen 3 x 0,45 x 20 mm ein. Zur Betätigung verwenden wir Neodym-Magnete (Qualität N52) der
Baugröße Ø2 x 2 mm.
(Massen-)Fertigung:
Das Röhrchen wird, wenn möglich, auf der Drehbank abgestochen. Entgraten muß sein. Am besten geht
dies mit einem Zentrierbohrer (1,6 mm), da dessen Flanken einen Winkel von nur 60° haben. Gut funktioniert auch
ein Dreikant-Schaber. Von einem 'normalen' Spiralbohrer raten wir ab.
In ein Rohr-Ende wird einseitig ein kleiner Schlitz eingebracht, in den ein Anschlußdraht des Reed-Kontaktes
passen soll. Am besten geht dies mit einer feinen Laubsäge (das Blatt evtl. auf Stoß einspannen) und
einer 0,4-mm-Flachfeile.
Am Reed-Kontakt wird ein Draht rechtwinklig abgebogen. Am besten geht dies, wenn man den Draht direkt am Glasrohr
mit einer feinen Pinzette oder einer kleinen Rundzange faßt und den Draht dann außerhalb der Pinzette
von Hand biegt. Dabei sollte das Glas nicht angefaßt werden. Ansonsten produziert man recht viel
Ausschuß!
Der Reed-Kontakt wird nun vorsichtig in das Rohr eingeführt und der abgewinkelte Draht im Schlitz
verlötet. Der überstehende Rest wird bündig abgeschnitten, die Lötstelle versäubert.
Am anderen Ende werden 2 flexible Litzen an den freien Draht des Reed-Kontaktes und an das Messing-Rohr
angelötet.
Zum Schluß werden beide Enden des Röhrchens mit 2-Komponenten-Kleber abgedichtet. In diesem Zustand ist
der Reed-Kontakt ideal geschützt und kann ohne übertriebene Vorsicht weiterverarbeitet werden.
Tip:
Das Einbringen des Klebers dauert einige Zeit. Bei Massenfertigung empfiehlt sich daher ein langsam
aushärtender Typ. Die 'von der schnellen Truppe' werden schon vorzeitig in der Mischpfanne fest. Da kommt dann
Hektik auf, was nicht sein muß.
Im Bild sehen Sie von links nach rechts:
Zentrierbohrer, Ms-Rohr, Reed-Kontakt, Kontakt im Rohr, Kontakt verlötet
Einbau in die Fahrbahn:
Nun werden viele Leser den Ideenträger verprügeln wollen:
Der Einbau der Röhrchen in die Fahrbahn geschieht senkrecht, in ein 3-mm-Loch, bündig mit der Oberseite
der Straße. Der Betätigungsmagnet wird mit senkrechter Nord-Süd-Achse an den Fahrzeugen befestigt.
Bei der oben genannten Größe muß er allerdings sehr dicht über der Straße liegen!
Dies widerspricht allen gängigen Vorstellungen, daß ein Magnet parallel zum Reed-Kontakt geführt
werden muß, mit parallelen Magnet-Ausrichtungen. Aber was soll's? Die Anordnung funktioniert und ist sehr
leicht einzubauen. Messungen haben ergeben, daß die o.g. Magneten bei einem Abstand von 2,5 mm über der
Straßenoberfläche den Kontakt 2,5 mm vor der Überdeckung anziehen und 2,5 mm nachher abfallen
lassen; d.h. der gesamte Betätigungsweg beträgt 5 mm.
15.01.2015: Neueste Erkenntnisse:
Verwendete Produkte:
Wir hatten rein zufällig die Reed-Kontakte von Reichelt verwendet.
Versuche mit den wesentlich preiswerteren Typen von Pollin, Bestell-Nr. 420 165, ergaben eine zu geringe
Empfindlichkeit, so daß wir sie nicht verwenden konnten. Versuche mit dem Typ PRK-2x14, ebenfalls Pollin,
stehen noch aus.
Verwendung an anderen Stellen:
Die Kontakte, so wie wir sie hier beschrieben haben, können auch verwendet werden, um jedes Fahrzeug zu
erkennen. Man verwendet hierzu deren Führungsmagnet, braucht also hier nichts zu ändern.
Zunächst machten wir erfolgreiche Versuche, indem wir den Führungsdraht unterbrochen und den Reedkontakt
in die Lücke eingebaut haben, bündig mit der Straßenoberfläche. Wir konnten den Kontakt sogar
bis zu 2 mm absenken, bevor eine merkliche Verschlechterung der Betätigung eintrat. Sogar bei durchgehendem
Fahrdraht, wobei der Reedkontakt bis direkt unter den Fahrdraht geschoben wurde, gab es sichere Schaltvorgänge.
Beim Einbau direkt neben dem durchgehenden Fahrdraht (wenn z.B. der Kontakt in ein bestehendes System
nachgerüstet werden soll, ohne viele Zerstörungen anzurichten) gab es ebenfalls keine Probleme, wenn er
bündig mit der Straßenoberseite verbaut wurde.
Die Festlegung auf die zu Anfang genannten Fahrzeugtypen kann jederzeit geändert und erweitert werden. So kam
bei uns das Problem auf, daß ein bestimmter langer Bus an einer Kreuzung nicht abbiegen durfte, weil die
Radien zu eng waren. Als Alternative zum Teil-Abriß der Anlage könnte man an diesem Bus an bestimmter
Stelle einen weiteren Kennungsmagneten anbauen, der auf der Straße nur vor der gerade beschriebenen Stelle
abgetastet wird und nur hier und nur für diesen Bus die Weiche auf "gerade" stellt.
Dies läßt sich auch anwenden auf Lastzüge, deren Hänger an besagter Stelle die Passanten
umpflügen würden, oder, woanders, in den Gegenverkehr geraten würden.
Oder um Buslinien zu gestalten: ein Linienbus fährt immer nur eine bestimmte Strecke und hat bestimmte
Haltestellen. Und ein anderer Bus fährt sicherlich woanders mit anderen Haltestellen. Und nicht undefiniert
"irgendwo".
Oder bei einem Baustellen-Fahrzeug: das pendelt, ähnlich wie ein Bus, immer nur zwischen zwei Stellen hin und
her ...
Sie sehen, es gibt fast unbegrenzte Verwendungsmöglichkeiten!
13.09.2015: Aaaaaber:
Bei all diesen tollen Ideen vergißt man, daß all das auch (unterschiedlich!!) codiert sein will, und
daß unter den Fahrzeugen nicht beliebig Platz vorhanden ist.
Und daß so etwas auch ins Geld geht, wenn (im Beispiel Buslinie) an fast jeder Weiche eine Abfrage installiert
werden muß, mit einer entsprechenden primitiven Auswerte-Logik.
Z.Zt. stehen wir dieser Lösung sehr skeptisch gegenüber und denken da eher an eine in den Fahrzeugen
aktive Realisierung, wobei jedes Fahrzeug eine seitlich (oder unten) befestigte Infrarot-LED erhält, die
ständig einen bestimmten Code abstrahlt. Hier sind, nach ersten Erkenntnissen, 127 Möglichkeiten
denkbar.
Wenn wir soweit sind, schreiben wir darüber an anderer Stelle.
Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
- Ideen: Thorsten Hoffmann, Werner Kirmes
- der Autor: Hans Peter Kastner
Erstellt am: 17.12.2011; Version vom: 16.09.2015
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