Grundlagen 15: Was ist eine Kurzkupplung?
Eine Kurzkupplung dient, im Unterschied zur Standard-Kupplung, dazu, einen möglichst modellgetreuen
Wagenabstand herbeizuführen. Bei den viel zu kleinen Kurvenradien im Modellbau kann dies die letztere nicht
gewährleisten.
In den folgenden Skizzen haben wir die Kupplung(sdeichsel) als feststehend angenommen und das Wagenende beweglich um
diese Kupplung gezeichnet. Wir wollen Sie damit nicht verwirren. Aber so ist die Geometrie wesentlich einfacher zu
zeichnen und, nach einem kleinen Moment des Erschreckens, auch besser zu verstehen.
Wir zeigen hier die Geometrie einer Standard-Kupplung. Der Abstand der beiden Fahrzeuge muß so groß
sein, daß sie sich unter keinen Umständen berühren können. Der Einfachheit zeigen wir das
"Fremdfahrzeug" als Barriere, in die das betrachtete Fahrzeug nicht eindringen darf. In der Skizze sehen
Sie die daraus resultierende Geometrie. Hierbei ist der tatsächliche Pufferabstand natürlich doppelt so
groß wie dort ersichtlich, da ja jedes der beiden Fahrzeuge diesen 'Sicherheitsabstand' haben muß. Dies
gilt übrigens auch für die anderen Zeichnungen.
Der deswegen notwendige Pufferabstand hat seinerzeit den genialen Gründer der Firma
Röwa,
Willy Ade, zu der allerersten Kurzkupplung inspiriert. Er baute eine sich in der Länge verstellende
Kupplungsdeichsel, deren Länge sich aus dem Ausschwenkwinkel ergab. Dazu wurde im Wagenboden eine Kulisse
eingebaut, in der sich ein Führungsstift der Kupplung bewegte. Ein wesentliches Konstruktionsmerkmal war der
mimimal mögliche Wagenabstand, sodaß sich ständig mindestens ein Pufferpaar (fast)
berührte. Die Kupplungsköpfe mußten eine starre Verbindung der beiden Deichseln gewährleisten,
die kein Abknicken zur Seite zuließen. Somit konnte der geringe Abstand auch im Schiebebetrieb gehalten werden.
Die wesentlichen Konstruktionsprinzipien gelten auch heute noch.
Leider hatte diese Konstruktion auch Nachteile: Wegen des beengten Raumes mußten die Teile sehr filigran gebaut
werden, was der Stabilität nicht gerade zuträglich war. Zudem kam, daß die Ade-Modelle auch im
Inneren maßstäblich waren. Den Reisenden mußten nicht die Füße amputiert werden, bevor
sie Platz nehmen konnten (wie das bei allen anderen damaligen Fahrzeugen der Fall war). Dieser Umstand beengte den
Platz für die Kupplungen noch weiter.
Die neuesten Kurzkupplungs-Konstruktionen besitzen zwei Drehpunkte weit außerhalb der Wagenmitte, wo relativ
viel Platz vorhanden ist, oder sie kommen sogar ohne reale Drehpunkte aus. Damit gehen sie aber einen kleinen
Kompromiß ein: Das Puffer-an-Puffer-Fahren findet nur noch bei Geradeaus-Fahrt statt; in den Kurven (wo's ja
eh nicht so ganz schön aussieht) wird ein geringer Puffer-Abstand zugelassen. Wir haben dies in dem
nebenstehenden Bild versucht zu skizzieren:
Die Konstruktion, so wie sie hier gezeichnet ist, funktioniert zunächst einmal nur nach einer Seite. Die
Drehpunkte der Deichsel bestehen indes nur aus je einer Halbschale, aus denen sie bei Bedarf (Auslenkung zur anderen
Seite) herausgleiten kann. Damit sie nicht gänzlich herausfällt, sind, ähnlich wie bei Ade, am Ende
der Deichsel Führungsnuten im Wagenboden angebracht, die eine Kreisform jeweils um einen der beiden
Drehpunkte haben. Diese Nuten haben wir hier nicht eingezeichnet, da dann die Zeichnung unübersichtlich
geworden wäre.
Der Vorteil dieser Konstruktion ist, daß sie sehr leichtgängig ist und recht stabil gebaut werden kann.
Und die Form der Deichsel ist beliebig; sie muß 'nur' an den beiden Drehpunkten ankommen und mittig an der
Pufferbohle herausragen. Die beiden anderen Konstruktionen brauchen unbedingt den Dreh- und Angelpunkt in der Mitte.
Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
- der Autor: Hans Peter Kastner
erstellt am: 18.05.2008
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