Tips&Tricks 99: Faller-Motor reparieren

Bei einem Lokschoppen (Faller) funktionierten schon seit Jahren die beiden Tor-Antriebe nicht. Der Schuppen war fast unerreichbar auf der Anlage plaziert, zudem noch festgeklebt. So hatten wir "über die Jahre" immer etwas Wichtigeres zu tun als uns um die Reparatur zu kümmern.
Ein Tip: Lernen Sie aus unseren Fehlern und bauen Sie so, daß später auch mal repariert werden kann.

Fehlerbeschreibung: Man hörte den Motor leise brummen, aber das Tor bewegte sich nicht. Ab und zu gelang es, durch "Anschieben" des Antriebs eine Bewegung zu erzeugen, aber das war beileibe nicht von Dauer.
Also doch ausbauen!
Ritzel Nach Zerlegen des Motors stellte sich heraus, daß das Ritzel auf der Motorwelle geplatzt war und kein Drehmoment mehr übertragen konnte. Das tut ein Kunststoff nun mal, wenn er über Jahre unter mechanischer Spannung steht. Im Bild sehen Sie den Riß von unten links bis weit über die Mitte hinaus. Und: die Zahnteilung über dem Riß stimmt auch nicht mehr, so daß das Getriebe zum Blockieren neigt.
Kleben: Vergessen Sie's! Manschette drumherumbauen: wohin damit?
Fa. Faller war dankenswerterweise schnell bemüht, uns Ersatzteile zukommen zu lassen. Leider war vor etlicher Zeit der Motor neu konstruiert worden, und die aktuellen Ersatzteile passen nicht mehr.

Abhilfe wäre ein neuer Motor, aber der hat einen "Anschaffungswiderstand" von ca. 20 €! Und das gleich 2-mal, und nur wegen defekter Ritzel!
Eine andere Möglichkeit wäre, bei ebay alte Bausätze zu kaufen, bei denen so ein Motor enthalten ist. Dabei ist aber zu bedenken, daß gleich alte Motoren auch gleich dazu neigen, mit geplatzten Ritzeln aufzuwarten. Man sollte also darauf achten, neuere Motoren zu erhalten. So viel wir wissen, sind sie an einem gelben Gehäuse zu erkennen. Unsere alten Motoren sind grau.
Da wir bei uns im Verein ein paar Extrem-Fummler haben, haben wir uns dazu entschlossen, die defekten Zahnräder durch Messing-Ritzel zu ersetzen. Dies kann man aber nur dann machen, wenn man auf die Drehrichtungs-Umschaltung verzichtet. Die Klemm-Passung zwischen Kunststoff-Ritzel und Motorwelle dient wohl auch als Rutschkupplung: Wenn durch den Richtungs-Umschalter das Ritzel schlagartig abgebremst wird, muß die Motorwelle kurz durchrutschen können, da der Anker eine gewisse Massenträgheit besitzt. Eine Klebung würde nach kurzer Zeit brechen. Da die Drehrichtung des Motors bei Anlauf unbestimmt ist, geschieht das beschriebene Abbremsen und Umwerfen statistisch gesehen bei jedem 2. Einschalten.
Da es in unserem Fall der Torbewegung völlig egal ist, in welche Richtung sich der Motor dreht, kann man hier diesen Kompromiß machen. Die Abtriebswelle dreht sich ja um eine halbe Drehung; dann wird der Motor abgeschaltet.
Wir haben also die Umschaltung komplett ausgebaut.
Ein Ausmessen des Ritzels ergab, bei einer Zähnezahl von 10, einen Modul von 0,3. Solche Teile gibt es standardmäßig zu kaufen, wenn auch selten. Der Platz im Getriebegehäuse ist sehr beengt, so daß nicht jede Zahnbreite paßt. Wir sind fündig geworden beim Premium-Modellbau Bodensee, der ein Ritzel mit einer Breite von 2 mm anbietet. Dessen Bohrung von 1 mm haben wir auf das Faller-Maß von 1,2 mm aufgeweitet und das Ritzel aufgeklebt. Da das Original-Ritzel einseitig einen Rand besitzt, mit dem es an der Lagerschale anliegt, muß diese Geometrie auch nach dem Umbau erhalten bleiben. Dazu dienen 3 Unterlegscheiben mit einer Dicke von je 0,3 mm, die vor dem Aufkleben auf die Motorwelle geschoben werden müssen.

Ein paar Details:
altes Ritzel Zur Bearbeitung haben wir das Ritzel mit unserem favorisierten Kleber auf ein Reststück Platinenmaterial aufgeklebt (und es zum Trocknen in einen Schraubstock mit parallel laufenden Backen eingespannt) und es, nach erfolgter Bearbeitung (Aufbohren auf einem Bohrständer mit genau senkrecht stehender Spindel auf 1,1 mm, Aufreiben von Hand mit einer konischen Düsenreibahle auf knapp unter 1,2 mm), in kochendem Wasser wieder abgelöst.
Auf dem Foto sehen Sie das defekte Ritzel, hier allerdings mit abgekniffenen "Flügeln" (s. Bild ganz oben), die ehemals der Umsteuerung dienten. Die Zahnbreite ist ca. 2 mm, und die Gesamthöhe 2,9 mm. Der Ring unten wird, wie schon beschrieben, durch 3 Unterlegscheiben ersetzt. Ganz oben auf dem Zahnrad ist mittig ein winzig kleines Hütchen erkennbar, der Anlauf für die Abtriebswelle, die ja genau fluchtend darüber sitzt. Auch dieses gilt es zu rekonstruieren. Lassen Sie dazu die Motorwelle beim Ankleben des neuen Zahnrades um wenige Zehntelmillimeter herausragen.

neues Ritzel So wie im Bild rechts sollte das Ritzel nach dem Einbau aussehen. Die 3 Unterlegscheiben sind gut zu erkennen.
Nach dem Zusammenbau sollten sich die Motorwelle und auch die Abtriebswelle um Millimeter-Bruchteile längs verschieben lassen. Faller empfiehlt Ölen des Getriebes.

Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
- der Autor: Hans Peter Kastner

erstellt am 29.04.2016
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