Tips&Tricks 22: Einbau eines Weichenantriebs mit Gleichstrommotor

Wir hatten sehr preiswert Antriebe der Fa. Fulgurex erstehen können. Diese Beschreibung befaßt sich mit dem Einbau dieses Typs, gilt aber im Prinzip für alle Universal-Motoren.
Für die elektronische Ansteuerung verweisen wir auf Tips&Tricks Nr. 7 und Tips&Tricks Nr. 8.

Die Einbauanleitung für den Fulgurex-Antrieb ist u.E. katastrophal. Darin wird ein 1 mm starker Messing-Draht auf einer Länge von ca. 3 cm dazu herangezogen, die Weichenzungen 'federnd' anzulegen. Entsprechend frustbehaftet war dann auch der Einbau. Die ersten Versuche mit den eingebauten Antrieben ergaben zudem eine so starke Lärmbelästigung, daß an einen grundlegenden Umbau gedacht werden mußte.

Das Einfachste war, an der Lärmquelle selbst Hand anzulegen. Der Motor ist von bescheidener Qualität und läuft sehr rauh. Ein Vorwiderstand von 47Ω läßt ihn langsamer und wesentlich leiser laufen; die Frequenzen liegen nicht mehr im nervtötenden Bereich. Zudem ist der langsamere Lauf wenigstens etwas modellgetreuer, beträgt doch die Umstellzeit beim Vorbild ca. 3,5 sec!
Die akustische Entkopplung des Antriebs von der Anlagenkonstruktion war schon etwas schwieriger. Wir bauten zwischen Antrieb und Anlagenbrett eine Zwischenplatte ein, die sehr weich in Gummielementen hängt.
Als Material dafür haben wir ein Stück gebrauchte Leiterplatine genommen (50 x 100 mm), das an 3 Stellen in Gummi-Durchführungstüllen (innen 3, außen 9 mm, für Bohrung 6 mm) hängt. 'Hängt' bitte wörtlich nehmen: Die Schrauben in der Anlagenplatte müssen exakt auf Lochmitte ausgerichtet sein und sollten auf keinen Fall fest angezogen werden, sondern eher 0,5 mm Spiel haben, so daß sich die Platine leicht hin- und herbewegen läßt. Auch die Bohrungen, in die die Gummitüllen eingeknöpft werden, dürfen ruhig etwas größer ausfallen, etwa 6,5 mm. Die Befestigungsschrauben für den Weichenantrieb dürfen die Anlagengrundplatte nicht berühren.
Eine 'sehr schwere' Zwischenplatte ist akustisch günstiger und macht den Aufbau nicht komplizierter. Wir legen zwischen die Platine und den Weichenantrieb eine Bleiplatte, etwa 2 mm dick. Bleiblech (ca. 1 mm dick) gibt es als Abfall beim Dachdecker. Der Antrieb wiegt etwa 40 Gramm, das Blei mehr als doppelt so viel. Die Geräuschentwicklung geht noch einmal merklich zurück.

Der Stellantrieb wurde völlig neu gestaltet. Unter der Mitte der Stellschwelle wird in gewohnter Weise ein großes Loch durch die Grundplatte gebohrt, ca. 8 mm. Direkt daneben wird an der Unterseite ein Umlenkhebel installiert, der die in Längsrichtung verlaufende Stellbewegung des Motors in eine Querbewegung ändert und gleichzeitig eine Anpassung des Stellhubs vornimmt. Weiters trägt er die Stellfeder, die aus einem ca. 0,3 mm starken Federstahldraht (mit Lötwasser anlöten oder kleben) besteht.
Der Umlenkhebel wird vom Weichenmotor über eine Schubstange betätigt. Dazu erhält der Hebel am Ende eine kleine Öse, die auf genau den Drahtdurchmesser aufgebohrt wird. Die Schubstange hängt frei in der Öse und in der Bohrung des Stellschiebers am Antrieb.
Als Material für die Konstruktion werden 2 Messingröhrchen und etwas Kupferdraht (1,5 mm², als Abfall aus der Elektro-Installation) benötigt. Dieser Draht ist stabil genug, die erforderlichen Kräfte zu übertragen, ist aber auch weich genug, um auf einfache Weise (durch Biegen) den Antrieb zu justieren. Die beiden Messingröhrchen bilden das Drehgelenk des Umlenkhebels. Das innere wird mit einer Schraube fest an die Grundplatte geschraubt, das äußere trägt den Kupferdraht, aus dem der Umlenkhebel gebildet wird.
Der Stellweg am Umlenkhebel sollte ca. 5 mm betragen, 3 mm für die Zungenbewegung und je 1 mm für die Federung an den Weichenzungen, also für das Verbiegen des Federdrahtes. Daher muß dieser relativ 'steif' federn, um die Zungen mit der nötigen Kraft anzulegen. Diese Anordnung läßt die Weichenzungen sich relativ lange und langsam bewegen.

Die Skizze 'Prinzip' zeigt die Geometrie der Übertragung, die Fotos Details des Antriebs. Man sieht auch gut, daß der Antrieb recht wenig Platz unter der Weiche (Schienen gestrichelt gezeichnet) einnimmt.

Prinzip

von oben
Ansicht von unten

seitlich
Ansicht schräg von der Seite
Das Bild haben wir auf einem 'Test-Brett' aufgenommen, also nicht in der Anlage.
Für die richtige Einbaulage müßten Sie das Bild auf den Kopf stellen.


Für weitere Fragen stehen gern zur Verfügung:
- der MEC; Besichtigung und Fachsimpelei z.B. an unseren "Club-Abenden"
- der Autor: Hans Peter Kastner

Version vom: 15.04.2005; erstellt am: 11.03.2004
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